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Zum allerersten Mal hörte ich davon im Jahre 2002, einer unserer Züchter fragte mich, ob ich darüber etwas weiß. Ich wußte nicht und googelte mich diesbezüglich durchs WWW, fand auch einige Einträge, aber wirklich anfangen konnte ich damit nichts. Bis dahin hatte ich von diesem Defekt noch nie gehört, geschweige denn, Kenntnis von betroffenen Hunden innerhalb Deutschlands oder den angrenzenden FCI-Ländern, mit denen man Zucht- und Zuchtlenkungskontakte hält.In 2004 dann der erste erkrankte Hund in unseren Beständen, ein englischer Importrüde, der auch bereits gedeckt hatte. Damit sah ich Handlungsbedarf, da auch Vorfahren dieses Rüden schon in unseren Zuchtdateien vertreten waren. Ich informierte mich jetzt eingehend, einschließlich Kontaktaufnahme mit Claire Rusbridge in England, die damals schon etwa 10 Jahre an SM forschte.Ich kam zu dem Schluss, dass etwas „getan“ werden mußte und informierte als erstes die Züchter und Mitglieder über die Erkrankung.Holland hatte sich inzwischen den englischen Bekämpfungsempfehlungen (alles auf freiwilliger Basis) angeschlossen, die aber in Deutschland als Pflichtmaßnahme nicht in Frage kamen, da die dafür notwendigen MRT-Geräte gar nicht in einer Zahl vorhanden waren, die es gebraucht hätte, um alle Zuchttiere zu scannen. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dassMRTs als Selektionsgrundlage wertlos sind, da ein Untersuchungsergebnis eine Momentaufnahme ist, die heute ohne Befund sein, eine Nachuntersuchung nach wenigen Monaten aber bereits schon Auffälligkeiten zeigen kann.Das MRT (Magnetresonanztomographie oder auch Kernspintomographie) ist ein bildgebendes Verfahren das Schnittbilder mittels körpereigener Magnetfelder erzeugt. Umgangssprachlich wird es - ähnlich der Computertomographie (CT) - die "Röhre" genannt und stellt auch in der Humanmedizin eines der kostenaufwändigsten Untersuchungsmethoden dar.Seine Anwendung findet es bei der Darstellung von Weichteilgeweben sowie speziell von Nerven- und Hirngewebe und benötigt auf Grund der langdauernden Untersuchung einenruhigen Probanden weshalb beim Tier eine Vollnarkose nötig ist. Zur besseren Abgrenzbarkeit von Strukturen wird während der Untersuchung einKontrastmittel intravenös verabreicht. Die Anfänge der MRT Scans beim Cavalier geschahen an ausrangierten Geräten der Humanmedizin, unter Tüchern in Kliniken geschmuggelte Hunde wurden mal eben narkotisiert und untersucht. Natürlich liess dabei die Qualität und Auswertung zu wünschen übrig. Heute wird die Untersuchung nur von speziellen Tierkliniken angeboten.Die Untersuchung an sich dient ausschliesslich der Forschung, der Züchter oder Cavalierbesitzer kann selbstkeine Schlüsse aus den Ergebnissen ziehen. Denn gleichwohl es sich um ein objektives Verfahren handelt, ist es dennoch nochunklar ab wann es bei strukturellen Auffälligkeiten im Bereich des Kleinhirns beim Cavaliertatsächlich zum Ausbruch der eigentlichen Erkrankung mit Symptomen wie dem Kratzen kommt und welcher Hund die Erkrankung in der Zucht weitervererbt.Holländische und englische Auswertungen (insgesamt waren damals etwa 10.000 Hunde untersucht!) sprachen von positiven Scans in einer Größenordnung vonAuffälligkeiten von 70 – 90 % in allen Ausprägungsgraden.Aber nur ein winziger Prozentsatz zeigte in Holland und Deutschland Symptome, die jedoch wiederum in keinen Zusammenhang mit den MRT-Befunden zu bringen waren.Die Engländer behandeln ihre Ergebnisse mit hingebungsvoller Diskretion, da war außer ein paar ominösen Andeutungen darüber, dass man aus den untersuchten Hunden und ihren Vorfahren über umfangreiche Datensammlungen verfüge, diese aber nicht öffentlich machen dürfe, nichts in Erfahrung zu bringen.Wir mußten also einen „genetischen Weg“ wählen, was jedoch bei polygenen Erbgängen mit Schwellenpunkt nicht so einfach und vor allem nicht kurzfristig wirksam ist.Bei polygenen Erbgängen wird der Defekt durch eine mehr oder weniger große Anzahl von Genorten bewirkt (mein letzter Kenntnisstand in Sachen SM sind 3 Genorte autosomal rezessiv, einer dominant). So komplexe Zusammenwirkungen sind schwierig zu bekämpfen, zumal wenn die Genwirkung erst ab der Überschreitung eines gewissen Schwellenpunktes zum Ausdruck kommt, also der Hund Krankheitssymptome zeigt. Der Belastungsgrad unterhalb des Schwellenpunktes ist äußerlich am Einzeltier nicht einschätzbar. Allerdings lassen sich aus den Nachzuchten Rückschlüsse ziehen. Auf diesem Prinzip baut sich dann auch unser Bekämpfungsmodell auf.Wir sind schon immer Vorreiter gewesen, auch wenn es darum ging erblich belastete Vorfahren als Selektionshilfe in den Ahnentafeln für jeden nachlesbar zu kennzeichnen. Kein züchterisches Ego kann wichtiger sein als das Ziel, gesunde Hunde zu züchten.